Jede*r Fünfte hat Freunde wegen unterschiedlichen Meinungen zu Corona verloren

INTEGRAL-Studie zum Internationalen Tag der Freundschaft am 30. Juli

„Freunde sind die Familie, die wir uns selber aussuchen“, soll der Schauspieler Sir Peter Ustinov gesagt haben. Doch was ist in Österreich bei Freundschaften eigentlich wichtig? Können Männer und Frauen tatsächlich keine Freundschaft miteinander führen? Und mit welchen Ländern sollte Österreich stärker befreundet sein? Diesen und weiteren Fragen ist INTEGRAL in einer aktuellen Online-Umfrage zum Internationalen Tag der Freundschaft am 30. Juli nachgegangen.

Wir führen durchschnittlich etwa sechs enge Freundschaften

Sechs von zehn Personen in Österreich (61%) haben derzeit einen besten Freund oder eine beste Freundin. Somit lebt mehr als ein Drittel ohne eine solch enge soziale Bindung abseits der Familie, was über 2 Mio. Menschen zwischen 16 und 75 Jahren entspricht. Im Schnitt zählen Herr und Frau Österreicher sechs Personen zu ihrem engen Freundeskreis und führen insgesamt knapp 20 Freundschaften. Der gesamte Bekanntenkreis besteht durchschnittlich aus über 100 Personen.

Freu(n)dlose Corona-Pandemie: Jede*r Fünfte hat Freunde wegen unterschiedlichen Meinungen zu Corona verloren

Generell war die Corona-Pandemie eine freu(n)dlose Zeit: 63% haben ihre Freunde sehr vermisst; 37% sogar so sehr, dass sie sich über Kontaktbeschränkungen hinweggesetzt haben, um sie zu treffen. 32% der Befragten sagen, dass einige Freundschaften die Corona-Pandemie nur überstanden haben, weil man online Kontakt halten konnte. Jede*r Fünfte (19%) bekundet, Freunde verloren zu haben, weil diese andere Meinungen zu Corona-Maßnahmen oder -Impfungen haben. „Ein Blick in die Lebenswelten der Sinus-Milieus zeigt: Besonders Menschen, die dazu tendieren, Corona und die Maßnahmen der Behörden zu negieren bzw. scharf abzulehnen, zeigen auch innerhalb enger Freundschaften wenig bis keine Toleranz für andere Meinungen. In diesen Fällen wird dem Ausleben der eigenen Protesthaltung der Vorzug vor dem Bestand von Freundschaften gegeben.“, so Martin Mayr, Mitglied der Geschäftsleitung von INTEGRAL.

Auch hinsichtlich anderer "Hot-Spots" finden sich Themen, die sich zu Bruchlinien in Freundschaften auswachsen können. Der Klimawandel als politisches Streitthema hat etwas geringere Auswirkungen auf Freundschaften: So geben 14% an, dass unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema ihre freundschaftlichen Beziehungen belasten. Noch deutlicher werden Freundschaften von Meinungsdifferenzen zum Ukraine-Krieg in Mitleidenschaft gezogen (22%).

Freundschaft wird an Fürsorge und offener Kommunikation gemessen

Doch was macht eine gute Freundschaft aus? 76% messen sie daran, dass man für einen Menschen da ist, wenn man gebraucht wird. Ebenso ist es für drei Viertel wichtig, dass wiederum der Freund bzw. die Freundin für einen da ist, wenn man ihn bzw. sie braucht. Außerdem wichtig: Dass man miteinander über alles reden kann und dass man ehrlich zueinander ist (je 74%).

Gleich und gleich gesellt sich gern? In Österreich pflegen wir vielfältige Freundschaften

Viele gemeinsame Werte und Überzeugungen spielen nur für 43% eine wichtige Rolle in einer guten Freundschaft. Dass viele Menschen in Österreich bereit sind, bei Freunden unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren, zeigt sich auch in weiteren Befunden: 74% sind mit Personen mit anderen politischen Ansichten und 58% mit Menschen mit anderen religiösen Überzeugungen eng befreundet.

Ungleiche Freundschaften können sich aber auch auf andere Merkmale beziehen. So bestehen in 66% der Freundschaften Unterschiede im Bildungsstand. 53% sind zudem mit Personen anderer Herkunft und 42% mit Menschen mit einer anderen sexuellen Identität befreundet. Unter allen Befragten zählen 33% Menschen mit einer anderen Hautfarbe und 37% Personen mit Behinderung zu ihrem engsten Umfeld. Letzteres steigt mit zunehmendem Alter an.

Sexuelle Beziehungen zwischen Freunden? Möglich, sagt jede*r Dritte

Können Freundschaften zwischen Frauen und Männern tatsächlich funktionieren? Ja, sagt eine deutliche Mehrheit von 70%. In ihrer Einstellung unterscheiden sich hier Frauen und Männer kaum. Genauso viele (70%) sind der Meinung, dass sich aus einer Freundschaft eine gute Liebesbeziehung entwickeln kann. Sexuelle Beziehungen innerhalb von Freundschaften („friends with benefits“) finden nur noch 39% in Ordnung, wobei Männer (47%) deutlich häufiger dieser Meinung sind als Frauen (31%). Die Hälfte (51%) ist überzeugt, dass man auch nach der Trennung mit dem Ex-Partner bzw. der Ex-Partnerin eine gute Freundschaft führen kann.

Stärkste Länderfreundschaft mit der Schweiz gewünscht

Anlässlich des Internationalen Tages der Freundschaft wurde auch die Verbundenheit zwischen
Ländern und Kulturen beleuchtet. Dazu wurde den Befragten eine Liste von 18 Staaten vorgelegt, u.a. die USA, China und europäische Staaten. Aus Sicht der Befragten sollte Österreich stärkere Freundschaften zu unseren Nachbarn Schweiz (53%), Deutschland (48%) und Italien (46%) pflegen. Eine intensivere Freundschaft mit Belarus und dem Iran (jeweils 6%), China (8%) und Russland (10%) wird hingegen selten gewünscht.

Wie der INTEGRAL-Partner SINUS in Kooperation mit YouGov für Deutschland herausgefunden hat, suchen unsere deutschen Nachbarn nicht ganz so stark unsere Nähe: Nur 40% sind dort der Ansicht, ihr Land sollte mit Österreich intensiver befreundet sein. In Deutschland werden allerdings Freundschaften grundsätzlich enger definiert, denn man zählt deutlich weniger Personen zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis als hierzulande (enge Freundschaften: 4 vs. 6 in Österreich, Bekannte etwa 50 vs. über 100 in Österreich).

Dies sind Ergebnisse aus dem INTEGRAL Onlinebus. Von 15. bis 21. Juni 2022 wurden 500 Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung Im Alter von 16 bis 75 Jahren zu diesem Thema befragt.

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